Flughafen Bern-Belp – zurück in der Erfolgsspur
Im Jahr 1983 begann Urs Ryf mit der fliegerischen Vorschulung auf dem Flughafen Bern-Belp seine spätere Ausbildung zum Militärpiloten. Vom Hunter («mein Lieblingsflugzeug») bis zur F/A-18 hat er alles geflogen, war Staffelkommandant, Cheffluglehrer und arbeitete als operativer Leiter (COO) beim Flugsicherungsdienst Skyguide. Seit 2019 führt er den Flughafen als CEO. «Für mich als Berner war es eine Herzensangelegenheit, gegen Ende meiner beruflichen Karriere zu meinen Anfängen zurückzukehren», sagt er. Allerdings erwischte er einen denkbar ungünstigen Startzeitpunkt: Wenige Monate später begann die Corona-Pandemie, die auch die Flugbranche mit voller Wucht traf.
Das Steuer herumgerissen
Nach drei schwierigen, verlustreichen Jahren schreibt der Flughafen Bern-Belp seit 2022 wieder schwarze Zahlen. «Wir sind zufrieden darüber, dass wir den Betrieb ohne öffentliche Gelder profitabel gestalten können.» Urs Ryf und seine Crew haben den Turnaround geschafft, indem sie die alten Strukturen aufbrachen, die Belegschaft zusammenführten und die Anzahl Hierarchiestufen reduzierten. «Unsere Mitarbeitenden sind heute in mehreren Bereichen einsetzbar. Wir haben die Effizienz erhöht, es bleibt aber weiterhin sehr anspruchsvoll, unsere Leistungen mit minimalen Ressourcen zu erbringen», erklärt der CEO. «Zudem haben wir vom Ganzjahresbetrieb auf ein saisonales Geschäftsmodell mit all seinen Herausforderungen umgestellt. Beispielsweise beschäftigen wir nun im Sommer viele Freelancer und Stundenlöhner.»
Wichtige Kundensegmente
Die Stärken des Berner Flughafens seien seine Einfachheit, die familiäre Atmosphäre sowie die kurzen Check-in-Zeiten. «Im Ferienbetrieb mit Kindern genügt es, 45 bis 60 Minuten vor dem Abflug hier zu sein. Es reicht sogar noch locker für einen Kaffee», sagt Urs Ryf und lacht. «Wir haben zwei Hauptkundensegmente: zum einen eher ältere Personen im Pensionsalter, die nicht mehr gern ab einem grossen Flughafen reisen. Zum anderen Familien mit Kleinkindern und viel Gepäck, die die kurzen Wege und das günstige Parkieren bei uns schätzen.» Zudem gebe es viele Stammkunden, die ihre Ferien aufgrund der angebotenen Destinationen (z. B. Mallorca, Kroatien, Korsika, Sardinien, Griechenland, Zypern) ab Bern planten.
Die Länge ist doch entscheidend
Rund 60000 Passagiere heben jährlich in Belp ab. Und die Kapazität für mehr wäre vorhanden. Es sind jedoch 270 Meter Pistenlänge, die fehlen. «Unsere Piste misst 1730 Meter. Wir bräuchten aber 2000 Meter, damit auch grössere Maschinen starten und landen könnten. Leider verfügen nur wenige Airlines über Flugzeugtypen, die in Bern uneingeschränkt operieren können», erklärt Urs Ryf. Zwar könnte der Airbus 320 in Belp verkehren. Sein Gewicht wäre aber limitiert, so dass er nur rund 120 statt 180 Passagiere mitnehmen könnte. «Damit Maschinen profitabel sind, müssen sie jedoch mindestens zu 80 Prozent ausgelastet sein», so der CEO. «Eine weitere Pistenverlängerung ist für uns aber keine Option, sowohl aus politischen wie aus finanziellen Gründen. Wir sprechen hier von 20 bis 30 Millionen Franken, das ist definitiv eine Hausnummer zu gross für uns.» Dafür steht ein anderes Grossprojekt in den Startlöchern, das dem Flughafen in den nächsten Jahrzehnten mehr finanzielle Freiheiten bescheren soll.
Solarstrom für die Region
Die Flughafen Bern AG wird zur Stromproduzentin und will damit einen wichtigen regionalen Beitrag zur Energiewende leisten. «Wir verfügen über 60 Hektaren eingezäuntes Land, das sich ideal für einen Solarpark eignet. Zusammen mit der BKW Energie AG und Energie Wasser Bern treiben wir das Projekt <Belpmoos Solar> voran», erklärt Urs Ryf. Geplant ist, dass der Flughafen das Land an die Betreibergesellschaft Belpmoos Solar AG vermietet und nebst dem Zins auch Dividenden erhält. «Diese neuen Einnahmequellen würden es ermöglichen, die Sanierung unserer teilweise veralteten Infrastruktur zu finanzieren. Und mit der Produktion von 35 Gigawattstunden pro Jahr auf 25 Hektaren Photovoltaik könnten wir 15000 Haushalte mit Strom versorgen», rechnet Urs Ryf vor. Nimmt das Projekt alle politischen Hürden (Bundesrat, Regierungsrat, Gemeindeversammlung) und können allfällige Einsprachen rasch beigelegt werden, könnte die Baubewilligung bereits Anfang 2026 erteilt werden.
Mit unserer Solaranlage könnten wir 15000 Haushalte mit Strom versorgen.
Bern Flughafen AG
Der Flughafen Bern-Belp (IATA-Code: BRN) wurde 1929 gegründet und wird von der Flughafen Bern AG betrieben. Im Volksmund wird der Flughafen meist als «Belpmoos» bezeichnet. Das Unternehmen wird seit 2019 durch CEO Urs Ryf geführt und beschäftigt rund 110 Mitarbeitende. 2023 verzeichnete der Flughafen 49706 Flugbewegungen und fertigte 59566 Passagiere ab. In Bern-Belp ist der Lufttransportdienst des Bundes stationiert, die Rega betreibt eine Basis, zudem sind drei Helikopterunternehmen, vier Unterhaltsbetriebe sowie zwei Flugschulen auf dem Flugplatz tätig. bernairport.ch, belpmoossolar.ch